Von Heinz Kreher, Mühltal
Zusammenfassung
Welche Möglichkeiten gibt es mittels hochdosierter Vitamin- C- Therapie, das Krebsgeschehen positiv zu beeinflussen? Gibt es Erfahrungen, Berichte, Ergebnisse welche die Wirksamkeit der Vitamin-C- Therapie belegen? Sind diese fundiert und sind sie auch in der Praxis reproduzierbar? Dieser Beitrag soll eine Bestandsaufnahme der Literatur zum Thema Vitamin- C- Therapie sein. Es gibt viele Berichte und Bücher und allen wurde versucht Rechnung zu tragen, doch sind wir Heilpraktiker und nicht Statistiker: das Ergebnis zählt, zum Wohle des Patienten.
Einführung
Der Krebs, und dazu gehören auch die bösartigen Erkrankungen des lymphatischen und blutbildenden Systems, ist die Ursache von 22 Prozent aller Todesfälle in den Vereinigten Staaten. In jedem Jahr erkranken in den USA etwa 600000 Menschen an dieser Krankheit, in Deutschland sind es jährlich rund 350000 Neuerkrankungen. Ein Großteil von ihnen, rund 420000 in den USA und etwa 220000 in Deutschland, sterben daran. Die durch den Krebs verursachten Leiden sind sehr viel größer als bei den meisten anderen Krankheiten. Aus diesem Grund haben z.B. die USA der Krebsbekämpfung einen besonderen Vorrang eingeräumt und stellen jährlich mehrere hundert Millionen Dollar für die Krebsforschung zur Verfügung. Allein im Jahre 1985 war es eine Milliarde Dollar. Trotz der hohen Beträge und der intensiven Bemühungen, die für die Krebsforschung aufgewendet wurden, ist man in den vergangenen 25 Jahren nur sehr langsam vorangekommen. In den letzten 30 Jahren ist es gelungen, die Überlebenszeit nach der ersten Diagnose wesentlich zu verlängern, vor allem durch Verbesserungen der Operationstechniken und der Anästhesie. Während der vergangenen 25 Jahre sind die Behandlungsmethoden für bestimmte Krebsarten vor allem durch die Anwendung von Strahlen- und Chemotherapie verbessert worden, aber bei den meisten Krebsarten ist es weder gelungen, die Zahl der Erkrankungen zu verringern, noch die Überlebenszeit nach der Diagnose zu verlängern. Es ist unverkennbar, daß wir neue Ideen brauchen, wenn wir diese Geißel der Menschheit erfolgreicher bekämpfen wollen.
Eine dieser Ideen war, daß man bei der Krebsvorbeugung und Behandlung hohe Dosen Vitamin C verabreichen könne. Die wichtigsten Arbeiten in dieser Richtung hat Dr. Ewan Cameron, der ehemalige Chef der chirurgischen Abteilung im Vale of Leven Hospital, Loch Lomondside, Schottland, und medizinischer Direktor am Linus Pauling Institute of Science and Medicine geleistet. Irwin Stone behandelte in seinem 1972 erschienenen Buch The Healing Factor: Vitamin C Against Disease die ersten Berichte darüber, daß das Vitamin in Dosen von einem bis vier Gramm täglich, die manchmal zusammen mit höheren Dosen Vitamin A verabreicht wurden, offensichtlich bei einigen Patienten die Krebsbehandlung günstig beeinflussen konnte. Diese Arbeit wurde größtenteils in den Jahren 1940 bis 1956 geleistet. Obwohl es Hinweise darauf gab, daß das Vitamin C in diesen Dosen bei der Krebsbehandlung positiv wirkt, erfolgte in den ersten Studien keine gründliche Untersuchung der möglichen Vorteile, welche die Anwendung von Vitamin C in diesem Zusammenhang erbrachte. Auch über mit Tieren vorgenommene Studien gab es günstige erste Berichte, aber man hatte den ersten Arbeiten auf diesem Gebiet keine weiteren gründlichen Untersuchungen folgen lassen.
Vitamin C-Resorption und Ausscheidung
Von Seiten der offiziellen Ernährungsmedizin wird bis heute postuliert, 60-70 mg täglich seien zur Deckung des Tagesbedarfs ausreichend; eine darüber hinausgehende Menge des Vitamins könne im Körper nicht gespeichert werden und wird einfach ausgeschieden. Normalerweise brauche man demnach man keine Vitamin-C-Pillen. Diese Behauptungen sind falsch. Die Beobachtungen, die man über die Konzentration von Ascorbinsäure im Blutplasma im Verhältnis zur Kapazität des Mechanismus für die tubuläre Resorption bei verschiedenen Personen gemacht hat, sagen etwas über die biochemische Individualität hinsichtlich des Vitamins C aus. In einer Studie mit 19 Versuchspersonen schwankte die Kapazität zwischen 10 und 20 mg pro Liter (Friedman, Sherry und Ralli 1940). Andere Forscher haben ähnliche Schwankungen festgestellt. Ascorbinsäure findet sich in den verschiedenen Körperflüssigkeiten und Organen, besonders in den Leukozyten und im Blut. Auch die Konzentration im Gehirn ist hoch. Wenn eine Person, die nicht ausreichend mit Ascorbinsäure versorgt ist, eine größere Menge davon aufnimmt, wird sie sehr schnell aus dem Blutserum in die Leukozyten sowie in andere Zellen und Organe, wie zum Beispiel die Milz, transportiert. Die Menge, die im Blutserum verbleibt, kann geringer sein, als die Kapazität des Mechanismus der tubulären Resorption, sodaß nur sehr wenig mit dem Urin ausgeschieden wird. Harris und Ray haben 1935 ein Testverfahren entwickelt, um zu zeigen, mit welcher Affinität die Gewebe Ascorbinsäure aus dem Blutserum aufnehmen. Bei diesem sogenannten Belastungstest bekommt die Versuchsperson oral oder intravenös eine bestimmte Dosis Vitamin C, und nach sechs Stunden wird der Urin analysiert und sein Ascorbinsäuregehalt festgestellt. Wenn eine Dosis von etwa 1 g oral gegeben wird, dann lassen sich bei den meisten Personen, deren Blutserum nicht völlig frei von Ascorbinsäure war, nach sechs Stunden im Urin noch 20 bis 25 Prozent des ausgeschiedenen Vitamins nachweisen.
Eine Person, die einen geringeren Prozentsatz der aufgenommenen Ascorbinsäure ausscheidet, kann das entweder tun, weil sie in ihrer Nahrung eine nicht ausreichende Menge des Vitamins aufgenommen hat, so daß im Gewebe keine Ascorbinsäure mehr enthalten ist, oder weil eine biochemische Abnormität im Körper dafür sorgt, daß die Ascorbinsäure im Blutserum sehr rasch abgebaut wird, möglicherweise deshalb, weil sie sich sehr schnell in andere Substanzen verwandelt. Vanderkamp hat 1966 berichtet, daß Patienten mit einer chronischen Schizophrenie mit einer zehnmal höheren therapeutischenDosis Ascorbinsäure behandelt werden mußten, als sie bei anderen Personen notwendig war, um einen Teil davon im Urin nachweisen zu können. Diese Beobachtung wurde (1967) von Herjanic und MossHerjanic bestätigt. In dieser Studie erhielten 44 kürzlich mit akuter Schizophrenie in eine Klinik eingelieferte Patienten und 44 andere Versuchspersonen jeweils 1,76 g Ascorbinsäure oral verabreicht. Anschließend wurde die innerhalb von sechs Stunden mit dem Urin ausgeschiedene Menge gemessen. Bei der Menge der ausgeschiedenen Ascorbinsäure ließen sich individuelle Unterschiede bis zum Zwanzigfachen feststellen. Sie variierte von zwei bis 40 Prozent, wobei die Schizophreniepatienten nur etwa 60 Prozent dessen ausschieden, was im Urin der anderen festgestellt wurde. Diese Variationen sind wahrscheinlich sowohl durch die unterschiedliche Ernährung als auch durch genetische Faktoren bedingt. Die Verteilungsmuster lassen den Schluß zu, daß es im Hinblick auf die Verarbeitung der Ascorbinsäure drei verschiedene Typen von Menschen gibt, und zwar Personen, die geringe, mittlere und große Mengen ausscheiden. Diese Frage ist bisher jedoch noch nicht ausreichend untersucht worden. Einige Versuchspersonen, die sich für diese Studie zur Verfügung gestellt hatten, bekamen acht Tage lang täglich 1,76 g Ascorbinsäure. Nach der letzten Dosis wurde festgestellt, welche Menge Ascorbinsäure während der darauf folgenden sechs Stunden ausgeschieden worden war. Von 16 Personen, die zunächst nur eine sehr geringe Menge ausgeschieden hatten (weniger als 17 Prozent), gehörten acht jetzt nicht mehr zu dieser Gruppe, während die übrigen acht auch weiterhin nur sehr wenig Ascorbinsäure ausschieden. Danach darf man vermuten, daß diese Personen das von ihnen aufgenommene Vitamin C nicht normal verarbeiten. Vielleicht brauchten sie sehr viel größere Mengen Ascorbinsäure, um gesund zu bleiben.
Korrelationen zwischen Krebserkrankungen und dem Vitaminstatus
Die enge Korrelation der Plasma- oder Gewebespiegel unterschiedlicher Vitamine mit dem Auftreten bestimmter Krebserkrankungen wird in epidemiologischen Studien sichtbar. In den letzten Jahren wurden einige in dieser Hinsicht interessante Arbeiten veröffentlicht, ihre Ergebnisse sind im folgenden stichwortartig aufgelistet:
Bei regelmäßiger Vitamin C-Aufnahme durch Obst und Gemüse zeigen Frauen ein reduziertes Lungenkrebsrisiko (Steinmetz 1993).
Das Risiko zur Ausbildung von zervikalen Dysplasien steigt mit der ungenügenden Zufuhr der Vitamine A und C, Riboflavin und Folsäure (Liu 1993).
Vitamin C reduziert das Risiko an zervikalen Dysplasien besonders bei Raucherinnen (Potischman 1993).
Der Folatspiegel in Serum und Nahrung und der Vitamin C-Gehalt in der Nahrung ist umgekehrt proportional zum Auftreten von zervikalen intraepithelialen Neoplasmen (VanEenwyk et al.). 1992).
Der Vitamin C-Spiegel steht, durch seine Eigenschaft der Bildung von Nitrosaminen entgegenzuwirken (Yang 1992), in umgekehrter Proportionalität zum Auftreten von Magen- und Oesophaguskrebs.
In Kombination mit ß-Carotin verringert Vitamin C das Auftreten oraler Leukoplakien (papillomatöse Schleimhautveränderungen).
Der Einfluß des Vitamin C-Spiegels auf die Häufigkeit von zervikalen Dysplasien, Zervixkrebs, oralen Leukoplakien, atrophischer Gastritis und Magenkrebs wurde von Singh und Gaby 1991 untersucht.
Ein niedriger Plasmaspiegel an Vitamin C oder eine unzureichende Vitamin C-Aufnahme erhöhte das Risiko an den aufgeführten Krebsarten bzw. -vorstufen zu erkranken (Singh und Gaby 1991).
Bei hormonunabhängigen Krebsarten übte Vitamin C in 33 von 47 durchgeführten Studien eine Schutzwirkung aus. Hierzu gehören Oesophagus-, Larynx-, Mundhöhlen-, Pankreas-, Magen-, Rektum-, Brust- und Zervixkrebs.
An den beobachteten protektiven Einflüssen werden wahrscheinlich noch weitere chemopräventive Nahrungskomponenten beteiligt sein. Vitamin C beeinflußt jedenfalls in offenbar vielfältiger Weise das Krebsgeschehen.
Reduktion karzinogener
und mutagener Stoffe im Organismus:
Schon 1951 wurde
berichtet, daß Krebspatienten gewöhnlich eine sehr geringe Vitamin-C-Konzentration
im Blutplasma und in den Leukozyten im Blut aufweisen, oft nur etwa die Hälfte
des Wertes, der bei anderen Personen festzustellen ist. Diese Beobachtung ist
während der vergangenen 30 Jahre immer wieder bestätigt worden. So haben im
Jahre 1979 Cameron, Pauling und Leibovitz 13 Studien aufgeführt, die alle zeigten,
daß die Vitamin-C-Konzentration bei Krebspatienten sowohl im Plasma als auch
in den Leukozyten stark reduziert war. Der Ascorbinsäurespiegel in den Leukozyten
von Krebspatienten ist gewöhnlich so niedrig, daß die Leukozyten ihre wichtige
Funktion der Phagozytose nicht mehr ausreichend erfüllen können, mit der sie
gewöhnlich Bakterien und andere körperfremde Zellen einschließlich bösartiger
Zellen einschließen und enzymatisch abbauen. Der niedrige Vitamin-C-Spiegel
im Blut von Krebspatienten läßt sich vielleicht damit erklären, daß ihr Körper
das Vitamin bei der Bekämpfung der Krankheit verbraucht. Die geringe Vitaminkonzentration
im Körper legt nahe, diesen Patienten große Dosen Vitamin C zu verabreichen,
um die Körperabwehr so funktionstüchtig wie möglich zu erhalten. Langzeitsubstitution
mit Vitamin C Nur in einem der
frühen Berichte über die Zusammenhänge zwischen Vitamin C und Krebs wird die
Anwendung hoher Dosen des Vitamins C über einen Zeitraum von bis zu 18 Monaten
behandelt. 1954 veröffentlichte Dr. Edward Greer aus Robinson/Illinois, einen
Bericht über einen bemerkenswerten Patienten, der seinen Krebs (eine chronisch-myeloische
Leukämie) augenscheinlich über einen Zeitraum von zwei Jahren mit der oralen
Aufnahme sehr großer Dosen Vitamin C erfolgreich behandelt hat. Dieser Patient,
ein älterer leitender Angestellter einer Ölgesellschaft, litt außerdem an einer
Reihe anderer, den Krebs begleitender Krankheiten. Im September 1951 entwickelten
sich bei ihm eine chronische Herzkrankheit, und im Mai 1952 soll er an einer
durch Alkoholmißbrauch entstandenen Leberzirrhose und an Polyzythämie erkrankt
sein. Im August 1952 wurde die Diagnose einer chronisch-myeloischen Leukämie
gestellt und von einem unabhängigen Hämatologen bestätigt. Nachdem ihm einige
Zähne gezogen worden waren, rieten ihm seine Ärzte, Vitamin C zu nehmen, um
die Heilung des Zahnfleisches zu beschleunigen. Er begann sofort, sehr große
Dosen zu nehmen täglich 24 bis 42g. Er sagte, er habe sich diese hohen Dosen
selbst verordnet, weil er sich danach soviel besser fühle. Der Patient sprach
immer wieder über sein Wohlbefinden und setzte seine Berufstätigkeit fort. Zweimal
verlangte Dr. Greer, er solle das Vitamin C absetzen. Aber beide Male vergrößerten
sich nach dem Absetzen des Vitamins seine Milz und seine Leber, wurden schmerzempfindlich,
seine Temperatur stieg auf 38,3°C an, und er klagte über allgemeines Unwohlsein
und Müdigkeit, die typischen Leukämiesymptome. Sein subjektives Befinden und
die Symptome besserten sich sofort, wenn er das Vitamin C wieder einnahm. Er
starb im März 1954 im Alter von 73 Jähren an akutem Herzversagen. Seine Milz
war zu dieser Zeit unauffällig, und die Leukämie, die Polyzythämie, die Zirrhose
und die Myocarditis hatten sich während der achtzehn Monate seit dem Beginn
der Einnahme großer Dosen Vitamin C nicht verschlechtert. Greer schloß daraus,
daß die Einnahme großer Dosen Ascorbinsäure offenbar wesentlich zum Wohlbefinden
des Patienten beigetragen hat. Vitamin C als Radikalenfänger Radikale sind hochaggressive
biochemische Verbindungen. Sie entstehen durch körpereigene Stoffwechselprozesse
oder werden durch Umweltgifte oder Strahlen induziert. Radikale schädigen Proteine,
Enzyme, Lipoide und die Erbsubstanz. Untersuchungen an menschlichem Blutplasma
zeigen, daß Vitamin C von allen getesteten Substanzen (Proteinthiole, Bilirubin,
Harnsäure, ß-Carotin, Vitamin E) am effektivsten im Schutz gegen Peroxidradikale
ist (Frei et al., 1989). Vitamin C regeneriert oxidiertes Vitamin E und bewirkt
hierdurch einen Schutz der Lipidmembranen (Henson et al. 1991). Vitamin C gehört
damit in der Behandlung neben Glutathion, und den Vitaminen A und E zu den stärksten
Radikalenfängern. Stärkung des Immunsystems: Vitamin C steigert
in vielfältiger Weise die Abwehrmechanismen des Organismus (Bayer und Schmidt
1991, Prinz 1977, Werbach 1990, Cheraskin 1985). Sogar inGegenwart der Karzinogene
Dibutylamin und Natriumnitrit (beides Nitrosaminbildner), die normalerweise
zu einer Verminderung der zellulären und humoralen Immunantwort
führen, steigert Vitamin C das Abwehrgeschehen (Medhat 1991). Membranintegrität: Dem Vitamin C kommt
eine wichtige Funktion in der Aufrechterhaltung derMembranintegrität zu. Vitamin
C ist für die Integrität des Endothels unerläßlich (Reinecke 1995 und Matsuda
1993). Stabilität des
Bindegewebes: Vitamin C ist essentiell
für ein stabiles Bindegewebe. Es ist für die ausreichende Modifizierung der
Aminosäuren Lysin und Prolin verantwortlich. Nur die modifizierten Aminosäuren
sind zur Ausbildung einer stabilen Tripelhelix, dem Grundgerüst des Kollagens
fähig (Hanauske-Abel zitiert in Peterkofsky 1991). Des weiteren ist Vitamin
C für den Auf- und Abbau des Bindegewebes von Bedeutung. Hierbei verschiebt
es das Gleichgewicht in Richtung Bindegewebsaufbau und -erhalt (Anderson 1991). 1968 haben Cheraskin
und seine Mitarbeiter eine synergistische Wirkung zusätzlicher Ascorbinsäuregaben
auf die Reaktion von Patienten mit squamösen Karzinomen am Gebärmutterhals auf
die Bestrahlung beschrieben. 27 Patientinnen erhielten täglich 750 mg Acorbinsäure
beginnend eine Woche vor der Strahlenbehandlung drei Wochen nach ihrer Beendigung.
Außerdem bekamen sie ein aus Vitaminen und Mineralien bestehendes Präparat und
allgemeine Diätvorschriften (Verringerung der Saccharosemengen in der Nahrung).
Die Kontrollpersonen waren 27 ähnliche Patienten, denen keine Vitamine oder
Diätvorschriften verordnet wurden. Die Strahlendosis war für beide Gruppen gleich
intensiv. Die Ansprechquote auf die Bestrahlung war bei den diätetisch behandelten
Patientinnen wesentlich höher (die durchschnittliche Quote lag bei 97,5%) als
bei den Kontrollpersonen (63,3%). Das läßt vermuten, daß Krebspatienten, die
sich einer Strahlentherapie unterziehen, einen erhöhten Bedarf an Ascorbinsäure
haben, und daß die Befriedigung dieses erhöhten Bedarfs vor einigen schädlichen
Auswirkungen der Bestrahlung zu schützen vermag und zugleich die therapeutische
Wirkung verstärkt. Skorbut und Vitamin
C Der inzwischen
verstorbene Dr. William McCormick aus Toronto scheint der erste gewesen zu sein,
der erkannt hat, daß die allgemeinen Veränderungen des Bindegewebes, die beim
Skorbut auftreten, identisch sind mit den lokalen Bindegewebsveränderungen,
die in der unmittelbaren Nachbarschaft eingedrungener Neoplasmazellen beobachtet
werden (McCormick 1959). Er nahm an, daß der Nährstoff (Vitamin C), von dem
bekannt war, daß er solche Veränderungen beim Skorbut verhindert, bei Krebs
eine ähnliche Wirkung haben könnte. Die Tatsache, daß fast alle Krebspatienten
an einem Vitamin-C-Mangel leiden, unterstützte diese Auffassung. Es gibt aber
auch andere interessante Parallelen zwischen Skorbut und Krebs. In der historischen
Literatur wird häufig erwähnt, daß beim Skorbut die Häufigkeit von Krebsen und
Tumoren zunimmt. Die Abhandlung über den Skorbut von James Lind (1753) enthält
Sätze wie den folgenden: "Alle Teile waren so miteinander vermischt, daß
sie nur noch eine Masse oder einen Klumpen bildeten und die einzelnen Organe
nicht mehr identifiziert werden konnten". Das ist die sehr anschauliche
Schilderung einer Neoplasmainfiltration durch einen Pathologen aus dem 18. Jahrhundert.
Andererseits sind die beim fortgeschrittenen menschlichen Krebs auftretenden
prämortalen Symptome wie Anämie, Auszehrung, extreme Schlaffheit, Blutungen,
Geschwürbildungen, Infektionsanfälligkeit und ein abnorm niedriger Ascorbinsäöurespiegel
im Gewebe, im Plasma und in den Leukozyten mit einem Ausfall der Nebennierenfunktionen
kurz vor dem Tod praktisch identisch mit den prämortalen Symptomen eines fortgeschrittenen
Skorbuts beim Menschen. Epidemiologie Epidemiologische
Erkenntnisse zeigen, daß die Häufigkeit von Krebserkrankungen in großen Populationen
in einem umgekehrten Verhältnis zur täglichen Aufnahme von Ascorbinsäure steht.
Von den zahlreichen Untersuchungen, die praktisch zu den gleichen Ergebnissen
kamen, erwähne ich die Arbeit des norwegischen Forschers Bjelke, der 1973/74
umfangreiche Studien über Patienten mit Magen-Darm-Krebs veröffentlicht hat.
Dazu gehörten auch schriftliche Umfragen über die Ernährung der Patienten und
die kontrollierte Untersuchung einzelner Fälle. Seine Arbeit, bei der er die
Daten von mehr als 30.000 Personen in den Vereinigten Staaten und Norwegen berücksichtigte,
schließt die Zusammensetzung der Ernährung dieser Patienten differenziert, bis
zum Tabakgenuß und andere Lebens- und Ernährungsgewohnheiten mit ein. Eine negative
Wechselbeziehung stellte er zwischen dem Verzehr von Obst, Beeren, Gemüse und
Vitamin C auf der einen und dem Auftreten von Magenkrebs auf der anderen Seite
fest, während stärkehaltige Nahrungsmittel, wie Kaffee und gesalzener Fisch
zu einem häufigeren Auftreten von Magenkrebs führten. Er schloß daraus, daß
die beiden wichtigsten Faktoren die Gesamtmenge der Vegetabilien in der Nahrung
und der Vitamin-C Gehalt im Essen waren. Je höher der Anteil an Vegetabilien
und Vitamin C in der Nahrung war, desto geringer war die Zahl der Krebserkrankungen. Tierexperimentelle
Studien Eine sorgfältige
Studie der Beziehungen zwischen Vitamin C und dem spontanen Brustkrebs bei Mäusen
wurde, 1981 bis 1984 in einem Institut in Pab Alto durchgeführt. Diese Studie
ist die bisher sorgfältigste und zuverlässigste mit Tieren durchgeführte Studie
über die Zusammenhänge zwischen dem Vitamin C und Krebs (Pauling u. a. 1985). Die bei diesen
Untersuchungen verwendeten Mäuse des Stammes R III erkranken im Alter von etwa
40 Wochen an einem ertastbaren Brustkrebs. An der Tumorbildung ist ein Virus
beteiligt, das mit der Muttermilch von der Mutter auf die Tochter übertragen
wird. Der Zeitpunkt, zu dem sich der erste Tumor nach der Inkubationsperiode
entwickelt, ist konstant. Das heißt, nach diesem Zeitpunkt besteht bei allen
Mäusen ohne Tumoren jede Woche die gleiche Wahrscheinlichkeit für das Auftreten
des ersten Tumors. Bei den Untersuchungen
wurden sieben aus jeweils 50 Mäusen bestehende Gruppen, die ein sorgfältig zubereitetes
Futter bekamen, das jeweils 0,076, 1,86, 2,9, 4,2, 8,0, 8,1 oder 8,3 Prozent
zusätzliche Ascorbinsäure enthielt. Dieses Futter wurde ihnen im Alter von neun
Wochen bis zum Alter von 14 Wochen verabreicht. An Tumoren erkrankte Mäuse wurden
getötet, um ihnen ein langes Leiden zu ersparen. Es wurde festgestellt, daß
sich die Inkubationszeit mit der Erhöhung der Vitamin-C-Dosis stetig verlängerte,
und zwar vom Alter von 38 Wochen für 0,076 Prozent Vitamin C auf ein Alter von
52 Wochen für die Tiere, die 8,3 Prozent Vitamin C bekamen. Auch die Häufigkeit
des Auftretens des ersten Tumors in jeder Gruppe von Mäusen nahm prozentual
stetig ab, und zwar von 2,7 Prozent in der Woche für 0,075 Prozent Vitamin C
auf 0,7 Prozent in der Woche für 8,3 Prozent Vitamin C. Die biostatistische
Auswirkung der Ergebnisse zeigt, daß der Zuverlässigkeitswert für die Schlußfolgerung,
daß erhöhte Dosen Vitamin C im Futter zu einer Abnahme des Auftretens eines
spontanen Brustkrebses bei diesem Mäusestamm führt, extrem hoch ist. Die Wahrscheinlichkeit,
daß es sich hier um ein zufälliges Ergebnis handelt, ist eins zu einer Million.
Aus dieser Studie geht hervor, daß das Alter, in dem der Tumor sich bildet,
mit der Erhöhung der Vitamin-C-Dosis wesentlich zunimmt. Das Durchschnittsalter,
in dem die Hälfte der Mäuse einen Tumor entwickelt, nimmt von 66 Wochen für
die kleinste Dosis des Vitamins bis zu 120 Wochen für die größte Dosis zu. Die
Entwicklung des Krebses wird im Mäusestamm R III vom mittleren Alter bis zum
extrem hohen Alter verzögert. Auswirkungen des
Vitamin C auf das Tumorgewebe: Neue Hinweise auf
die antineoplastische Wirkungsweise des Vitamin C auf Basal-Zell und Squamosus-Zell-Karzinom
erhielt man bei Ratten und Mäusen. Die Tumorinitiation erfolgte durch Applikation
von 3-Methylcholanthren. Durch die anschließende Gabe von Vitamin C p.o. in
einer Dosierung von 50 mg/kg KG pro Tag wird die DNA-, RNAund Proteinsynthese
in den Krebszellen signifikant reduziert (Lupulescu 1991). Untersuchungen
bei Hamstern am Wangenepithellum verdeutlichen die Vitamin C abhängigen Mechanismen
in der Pathogenese oral induzierter Karzinogenese. Durch Exposition des Epitheliums
(topisch) mit kanzerogenen Chemikalien allein und in Gegenwart von Vitamin C
zeigen sich beträchtliche Unterschiede. Makroskopisch reduziert Vitamin C die
Häufigkeit des Auftretens epithelialer Tumore. Mikroskopisch bewirkt die Vitamin
C-Gabe die Ausbildung papillarer, epideroider Karzinome mit minimaler Invasion,
wogegen in der Abwesenheit von Vitamin C gut diflerenzierte Squamosus-Zell-Karzinome
entstehen. Diese Beobachtungen legen die Vermutung nahe, daß Vitamin C in der
Lage ist, das Wachstum der inituerten Zellen zu beschränken und die Invasion
ins Subepithellum zu verhindern (Potdar 1992). Die Dosierungsfrage Die hochdosierte
Vitamin C-Therapie sollte bei Krebspatienten niemals abrupt abgebrochen werden,
da der Vitamin C-Spiegel ansonsten weit unter die Ausgangswerte absinken kann
(,,rebound eftect"). Aus diesem Grund bevorzugt Cameron kontinuierlich
durchgeführte Vitamin C-lnfusionen vor periodisch durchgeführten (mit einigen
Tagen Zwischenraum). Am ersten Tag wurden
4 unterschiedliche Dosierungen, beginnend mit 0,5 g bis zu 2,0 g Vitamin C intravenös
gegeben. Am zweiten Tag beginnt die Dosierung bei 2,5 g Vitamin C, sie wird
bis auf 10 g Vitamin C pro Tag gesteigert und für die folgenden Tage beibehalten.
In unserer Praxis hat sich jedoch die Verabreichung von 15g als optimal herausgestellt. Auch weitaus höhere
Dosierungen wurden bereits angewendet. Als mögliche Nebenwirkung kann es durch
die Konzentration an Natriumionen zur Wasserretention mit Ödembildung in den
Gelenken kommen. Bei Patienten mit Herzbeschwerden können sich gefährliche pulmonale
Ödeme bilden, die zur Kontrolle einer umgehenden Behandlung bedürfen. Eine seltene
Nebenwirkung stellt der septische Schock dar, der durch einen massiven Tumorzerfall
ausgelöst wird. Die Behandlung dieser lebensbedrohlichen Komplikation wird auf
der lntensivstation durchgeführt. Nach Beendigung
der intravenösen Vitamin C-Therapie wird mit der oralen Vitamin C-Gabe fortgefahren.
Die Einnahme soll über den Tag verteilt erfolgen (alle 6 Stunden). Die Dosierung
liegt zwischen 10 und 30 g. Eine Plasmakonzentration von 3 mg/dl wird empfohlen.
Oftmals erreichen die Patienten durch die Vitamin C-Therapie schnell einen Zustand
mit stark verbessertem Allgemeinzustand, der oftmals Monate bis Jahre anhalten
kann. Dann kommt es jedoch zu einem abrupten Abbruch mit explosiver Metastasierung.
Bei den ersten Anzeichen einer Verschlechterung sollte eine erneute Vitamin
C-lnfusionstherapie erfolgen. Trotzdem kann eine Reaktion des Patienten auf
diese erneute Vitamin C-Therapie niemals exakt vorausgesagt werden. Über einen Zeitraum
von 3 Jahren bewirkte die Vitamin C-lnfusionstherapie bei einem Patient mit
disseminiertem Leiomyosarkom fünfmal eine deutliche Verbesserung des Zustandes,
bei der sechsten Anwendung des Infusionszyklus reagierte er jedoch nicht mehr
auf die Therapie. Einige Patienten zeigen schon beim ersten Mal der Therapie
keine Reaktion. Es sollte jedoch nach Aussage Camerons auf jeden Fall ein Versuch
unternommen werden. Beschriebene Wirkungen
der Vitamin-C-Therapie: Verbesserung des
Wohlbefindens und des Karnofsky-lndexes wird innerhalb von 5-7 Tagen erkennbar.
Grund für diese Verbesserung ist die geförderte endogene Carnitinsynthese, für
die Vitamin C erforderlich ist. Carnitin ist für den Transport der Fettsäuren
in die Mitochondrien notwendig und fördert somit die Energieversorgung des Organismus.
Erleichterung der Schmerzen
bei skelettalen Metastasen nach 5 - 7 Tagen. Absetzen von Opiaten möglich.Skelettale oder
viscerale Metastasen sind oftmals Ursache einer erhöhten Ausscheidung von Hydroxyprolin.
Dies spiegelt einen verstärkten Kollagenabbau wieder. Innerhalb von 5 Tagen nach Beginn
der Vitamin C-Therapie kommt es zum Abfall der Hydroxyprolinexkretion. Die Tumorreaktion
auf die Vitamin C-Therapie wird in einem Absinken der Sedimentationsrate und
der Proteintumormarker im Serum (CEA etc.) deutlich. In günstigen Fällen
wurde die Resorption maligner Pleuraergüsse und Reduktion der pulmonalen Metastasengröße
beobachtet (Cameron 1991). Adjuvante Vitamin
C-Therapie in der Strahlentherapie Gerade hier zeigen
sich beachtliche Erfolge. Bei allen Patienten
wurde 3-4x pro Woche, vor der Bestrahlung, 15g Vit.C (2 x 7,5 g Fa. Pascoe)
infundiert. Alle Patienten konnten die vorgesehenen Bestrahlungstermine en Block
durchführen, alle hatten während der Bestrahlungszeit (ca. 6 Wochen, 2 Gy/Tag)
eine hohe Lebensqualität konnten Ihren Hobbys nachgehen und sogar Gartenarbeit
verrichten. Die Patienten lernten sich in den 6 Wochen untereinander kennen
und es wurde gleich registriert, wenn ein Mitpatient wegen eines sogenanten
Strahlenkater, einem Zustand dem eine schwere Grippe nur in etwa nahe kommt,
fehlte. Alle Vitamin-C behandelten Patienten konnten jeden Tag erscheinen. Vitamin C als Infektionsprophylaxe Wie gesagt, weiß
man schon seit vielen Jahren, daß Krebspatienten einen niedrigen Vitamin-C-
Spiegel im Blut haben und daß diese Patienten, besonders an Krebs erkrankte
Kinder, sehr anfällig gegen Infektionen sind. Infektionen sind eine häufige
Todesursache bei den an Krebs erkrankten Kindern, zum Teil deshalb, weil die
Krebstherapie das Immunsystem schädigt. Der niedrige Vitamin-C-Spiegel
im Blut sollte natürlich bei allen Krebspatienten durch die Verabreichung hoher
Dosen dieses Vitamins ausgeglichen werden. Diese hohen Vitamindosen sollten
zudem einen gewissen Schutz vor Infektionskrankheiten gewähren und eine wertvolle
Ergänzung der konventionellen Therapie bei der Behandlung von Infektionskrankheiten
und des Krebses selbst sein Die Ascorbinsäure im menschlichen Körper ist entscheidend
daran beteiligt, toxische Substanzen zu eliminieren oder zu neutralisieren.
Es reagiert hier in der Regel gemeinsam mit den Enzymen der Leber im Sinne einer
Hydroxilierung und Ausscheidung toxischer Substanzen über die Nieren. Wir wissen
noch nicht, wie weit eine optimale Dosis Vitamin C uns vor karzinogenen Substanzen
schützt, die mit der festen und flüssigen Nahrung und durch die Umwelt in unseren
Körper gelangen, aber einige Beispiele zeigen, daß diese Schutzwirkung sehr
groß sein könnte. Vitamin C und Magen-
Blasen- und Darmkrebs Nitrite und Nitrate
in Lebensmitteln wie Speck und anderen geräucherten Fleischsorten reagieren
im Magen in Verbindung mit den Aminen im Mageninhalt und bilden Nitrosamine,
die als Karzinogene Magenkrebs verursachen. Hohe Dosen Vitamin C verhindern
den Umbau von Nitrosaminen zu Nitraten und hemmen damit die Entstehung von Magenkrebs.
Gegenwärtig werden große Anstrengungen unternommen, um den Nitrit- und Nitratgehalt
in den Lebensmitteln zu reduzieren, um die Krebsgefahr zu verringern. Die Erhöhung
des Vitamingehalts in der Nahrung kann solche Bemühungen unterstützen. Es liegen auch
Berichte vor, nach denen der bei Rauchern oft beobachtete Blasenkrebs sich zurückbildet,
wenn der Patient genügend hohe Dosen Ascorbinsäure -1 g täglich oder mehr- einnimmt.
Schlegel, Pipkin, Nishimura und Schultz (1980) haben festgestellt, daß der Ascorbinsäurespiegel
im Urin bei Rauchern etwa halb so hoch ist wie bei Nichtrauchern, besonders
niedrig aber bei Patienten mit Blasentumoren. Außerdem stellten sie fest, daß
Mäuse nach der Implantation eines Kügelchens aus 3-Hydroxyan-thranilinsäure
(eines Derivats der Aminosäure Trvptophan) in der Blase Blasentumore entwickelten,
wenn die Mäuse normal gefüttert wurden, nicht aber, wenn ihr Trinkwasser mit
Ascorbinsäure angereichert wurde. Die Verfasser meinen, daß die Ascorbinsäure
die Oxydation der 3-Hydroryanthranilinsäure in ein karzinogenes Oxydationsprodukt
verhindert. Sie schrieben: "Augenscheinlich gibt es gute Gründe für die
Annahme, daß die günstigen Auswirkungen eines angemessenen Ascorbinsäurespiegels
im Urin (der einer täglichen Dosis von 1,5 g entspricht) eine geeignete Präventivmaßnahme
gegen die Entstehung und das Wiederauftreten von Blasentumoren ist." Dr. Robert Bruce,
der Direktor der Zweigstelle des Ludwig-Krebsforschungsinstituts in Toronto,
berichtete 1977, daß es im Darminhalt von Menschen wahrscheinlich mutagene und
karzinogene Substanzen gibt. Später berichteten er und seine Mitarbeiter, daß
die Verabreichung hoher Dosen Vitamin C die Menge dieser Substanzen wesentlich
reduzieren könne (Bruce 1979). Auf diese Weise und außerdem durch die Abkürzung
der Zeit, in der sich die Abfallprodukte im Körper befinden, hilft eine angemessene
Versorgung mit Vitamin C den unteren Darmtrakt vor Krebs zu schützen. Die Dickdarm-Polyposis
ist eine durch die Bildung zahlreicher Polypen im Dickdarm und Mastdarm gekennzeichnete
erbliche Krankheit. Diese Polypen sind gutartige Tumoren, aber ihr Vorhandensein
ist schon seit langer Zeit als Vorstufe der Malignität erkannt worden. Willis
schreibt 1973: ,,Die Opfer der bekannten Polyposis sterben fast immer schon
frühzeitig an Dickdarm- oder Mastdarmkrebs. Doch jetzt dürfen sie neue Hoffnung
schöpfen. Untersuchungen von De Cosse u.a. (1975), Lai u.a. (1977) und Watne
u.a. (1977) an 16 Personen mit Polyposis haben ergeben, daß die regelmäßigeVerabreichung
von 3g Vitamin C täglich die Polypen bei fünfzig Prozent der Patienten zum Verschwinden
brachten. Es besteht die reale Möglichkeit, daß sich die Krankheit bei anderen
Patienten mit einer größeren Dosis von 10 oder 20 g täglich heilen ließe. Vitamin C bei disseminierten
Krebserkrankungen Nach den Enttäuschungen,
die Cameron bei seinen Versuchen mit verschiedenen Hormonen erlebt hatte, glaubte
er jetzt, daß die Behandlung mit Vitamin C für seine Patienten einen großen
Nutzen haben werde, und verordnete mehreren hundert Patienten mit fortgeschrittenem
Krebs während der folgenden zehn Jahre große Dosen dieses Vitamins. Es handelte
sich bei ihnen fast ausschließlich um Patienten, bei denen alle konventionellen
Behandlungsmethoden ausgeschöpft waren. Er und seine Mitarbeiter veröffentlichten
eine Reihe wissenschaftlicher Berichte über ihre Beobachtungen. In einem dieser
Aufsätze berichteten sie, daß das Vitamin C offensichtlich so wesentlich zur
Schmerzlinderung beitrug, daß Patienten, die große Dosen Morphin bekommen hatten,
auf eine weitere Behandlung mit diesen Betäubungsmitteln verzichten konnten
(Cameron und Baird 1973). Er veröffentlichte auch einen detaillierten Bericht
über die ersten 50 Patienten mit fortgeschrittenem Krebs, die mit hohen Dosen
Vitamin C behandelt werden sollten (Cameron und Campbell 1974). Hierunter war
eine eindrucksvolle Dokumentation über einen Patienten, der unter einer Vitamin
C-Behandlung augenscheinlich vollkommen vom Krebs geheilt worden war, bei dem
der Krebs jedoch erneut auftrat, als die Behandlung mit Vitamin C eingestellt
wurde. Eine erneute Therapieaufnahme führte wiederum zu einer vollständigen
Tumorremission. Zunächst beobachtete
Cameron, daß sich der Zustand der meisten mit Ascorbinsäure behandelten Patienten
eine Zeitlang deutlich besserte und auch eine klinische Besserung festzustellen
war. Die Vorteile für die Mehrzahl der Patienten waren neben der Besserung des
Allgemeinbefindens eine Linderung der Schmerzen, eine Abnahme der Zahl bösartiger
Zellen, sowie eine deutliche Verringerung tumorbedingter Komplikationen (Pleuraergüsse,
Hämaturien, Hepatomegalie und Ikterus). In nahezu allen Fällen war auch eine
Besserung der Blutsenkungsgeschwindigkeit zu registrieren. Das ließ den Schluß
zu, daß sowohl die Besserung des Allgemeinbefindens als auch die offensichtliche
Verlängerung der Überlebenszeit Ergebnisse der signifikanten Wirkung der Ascorbinsäure
waren, und zwar, entweder direkt oder über den natürlichen Schutzmechanismus
des Körpers, oder durch Wirkung auf das Tumorgeschehen selbst. Erste kontrollierte
Studien 1973 schien es
Cameron an der Zeit zu sein, einen kontrollierten Versuch zu unternehmen, bei
dem die Hälfte der Patienten, die durch das Los bestimmt werden sollten, täglich
10 g Vitamin C bekamen, während den anderen ein Placebo verabreicht wurde. Inzwischen
war Cameron jedoch so vom Wert des Vitamins C für Patienten mit fortgeschrittenem
Krebs überzeugt, daß er aus ethischen Gründen nicht bereit war, diese Behandlung
einem Krebspatienten vorzuenthalten, für den er die Verantwortung trug. Obwohl
jetzt kein Doppelblindversuch mit willkürlich ausgewählten Versuchspersonen
durchführt wurde stand es frei, einen kontrollierten Versuch vorzunehmen. Das
Vale of Leven Hospital ist ein großes Krankenhaus mit 440 Betten und nimmt jährlich
etwa 500 neue Krebspatienten auf. Obwohl Cameron als Chef der chirurgischen
Abteilung mit 100 Betten für deren Verwaltung verantwortlich war, gab es dort
nur wenige Krebspatienten, die von ihm selbst ärztlich versorgt wurden. Zunächst
gab keiner der anderen Ärzte oder Chirurgen seinen Patienten große Dosen Vitamin
C, und auch in späteren Jahren sind viele Krebspatienten im Vale of Leven Hospital
nicht mit Ascorbinsäure behandelt worden. Sie konnten bei der Untersuchung die
Rolle der Kontrollpersonen übernehmen. 1976 wurde die
Überlebensdauer von 100 tödlich erkrankten Krebspatienten registriert, die zusätzliche
Dosen Ascorbinsäure erhielten, und von 1000 anderen Patienten, die in einem
ähnlichen Zustand eingeliefert und von den gleichen Klinikern im selben Krankenhaus
behandelt worden waren, und zwar bis auf die Verabreichung der Ascorbinsäure
genauso wie die ersteren. Diese 1000 Patienten stellten nun für jeden mit Ascorbinsäure
behandelten Patienten zehn Kontrollpersonen, die hinsichtlich des Geschlechts,
des Alters, des Typs ihres primären Tumors und ihres klinischen Zustandes der
"Nichtbehandelbarkeit" diesem einen Patienten entsprachen, Cameron:
"Wir zogen einen nicht zum Stab des Krankenhauses gehörenden Arzt hinzu,
der die Überlebenszeiten der mit Ascorbin behandelten Patienten nicht kannte,
und baten ihn, die Krankheitsgeschichten aller Kontrollpatienten zu prüfen und
für jeden einzelnen die Überlebenszeit zu registrieren - die Anzahl der Tage
vom Zeitpunkt des Abbruchs der konventionellen Behandlung bis zum Todestag.
Am 10. August 1976 waren alle 1000 Kontrollpersonen gestorben, während 18 der
100 mit Ascorbinsäure behandelten Patienten noch lebten Zu diesem Zeitpunkt
war die durchschnittliche Überlebenszeit nach dem Eintritt der ´Nichtbehandelbarkeit´
bei den mit Ascorbin behandelten Patienten 4,2mal so groß wie bei den ihnen
entsprechenden Kontrollpersonen. Die 100 mit Ascorbinsäure behandelten Patienten
hatten im Durchschnitt mehr als 300 Tage länger gelebt als die entsprechenden
Vergleichspatienten, und außerdem hatten wir nach dem klinischen Befund durchaus
den Eindruck, daß sie sich in dieser letzten Lebensperiode wohler gefühlt hatten
als die anderen. Einige von ihnen leben sogar noch heute und nehmen immer noch
ihre tägliche Dosis Natriumascorbat. Und einige von ihnen können sogar als von
ihrer bösartigen Krankheit ´geheilt´ angesehen werden, denn sie zeigen keine
erkennbaren Manifestationen des Krebses mehr und führen ein ganz normales Leben." Wegen der großen
Bedeutung des Krebsproblems wurden die Krankengeschichten der Patienten im Vale
of Leven Hospital 1978 noch einmal überprüft und der Versuch wiederholt mit
100 Patienten, denen Ascorbin verabreicht wurde, und 1000 entsprechenden Kontrollpersonen
(Cameron und Pauling 1978). Zehn der ursprünglichen 100 mit Ascorbin behandelten
Patienten, in der Hauptsache solche mit seltenen Krebsarten, für die man nur
schwer entsprechende Kontrollpatienten finden konnte, wurden gegen neue ausgetauscht,
und die 1000 Kontrollpatienten wurden unabhängig davon ausgewählt, ob sie schon
an der vorigen Studie teilgenommen hatten oder nicht (etwa die Hälfte von ihnen
hatte zu den ersten 1000 Kontrollpatienten gehört). Die 100 mit Ascorbinsäure
behandelten Patienten und die zu ihnen passenden Kontrollpersonen (mit dem gleichen
Typ des Primärtumors, dem gleichen Geschlecht und dem gleichen Alter mit einer
Toleranz von fünf Jahren) wurden in neun Gruppen aufgeteilt,und zwar je nach
dem Typ des Primärtumors. Unter ihnen befanden sich zum Beispiel 17 mit Ascorbin
behandelte Patienten und 170 Kontrollpatienten mit Dickdarmkrebs. Die Überlebenszeiten
wurden von dem Zeitpunkt an berechnet, zu dem eine Weiterbehandlung des Patienten
nicht mehr sinnvoll erschien, das heißt, man glaubte, mit den konventionellen
Therapien keine Wirkung mehr erzielen zu können. Zu diesem Zeitpunkt oder wenige
Tage später wurde mit der Ascorbinbehandlung begonnen. 1978 war die Überlebenszeit
bei den neun Gruppen zwischen 114 und 435 Tage länger für die mit Vitamin C
behandelten Patienten als bei der Kontrollgruppe. Das war ein Durchschnitt von
255 Tagen für alle Gruppen, der sich ständig erhöhte, weil acht Prozent der
Vitamin-C-Patienten noch lebten, nachdem alle Patienten aus den entsprechenden
Kontrollgruppen gestorben waren. Aufgrund der Ergebnisse
der Studien hat Cameron empfohlen, jedem Krebspatienten neben der angemessenen
konventionellen Therapie und sobald wie möglich nach Auftreten der Krankheit
hohe Dosen Vitamin C zu verabreichen. Wie vielen Menschen
könnte auf diese Weise geholfen werden? Die quantitativen Informationen, gründen
sich hauptsächlich auf die Beobachtung von Patienten mit fortgeschrittenem Krebs
in Schottland, die täglich 10 g Vitamin C erhielten. Als Ergebnis der Beobachtung
von einigen hundert Patienten kam Cameron zu den folgenden Schlüssen über die
Wirkung dieser Vitamin-C-Dosen bei Patienten mit fortgeschrittenem Krebs:
Bessere Ergebnisse
werden mit größeren Dosen als 10 g täglich erzielt. In dem Buch Cancer
and Vitamin C erklärt Cameron :,,Diese einfache und ungefährliche Therapie,
die Verabreichung hoher Dosen Vitamin C, hat einen entschiedenen Wert bei der
Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenem Krebs. Obwohl es noch keinen
ganz überzeugenden Nachweis dafür gibt, glauben wir, daß das Vitamin C für die
Behandlung von Krebspatienten im Anfangsstadium der Krankheit, ebenso aber auch
für die Krebsvorbeugung einen noch größeren Wert hat". Die Verwendung
des Vitamins C als Ergänzung der angemessenen konventionellen Therapie bei der
Behandlung von Krebspatienten hat viele Vorteile. Vitamin C ist nicht teuer.
Es hat keine ernsten Nebenwirkungen, sondern regt den Appetit an, wirkt sich
günstig auf Depressionen aus, unter denen Krebspatienten häufig zu leiden haben,
verbessert den allgemeinen Gesundheitszustand und steigert die Fähigkeit des
Patienten, sich am Leben zu freuen. Für jeden Patienten besteht die Chance,
daß die Krankheit durch die Verwendung des Vitamins neben einer angemessenen
konventionellen Therapie und einer aus geeigneten Nährstoffen bestehenden Diät
viele Jahre unter Kontrolle gehalten werden kann. Weitere Literatur
zu diesem Thema mit beigefügtem Literaturverzeichnis kann bei der Firma Pascoe
Pharmazeutische Präparate GmbH, Postfach 100755, D-35337 Gießen, kostenlos angefordert
werden Friedmann GJ, Sherry
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