Wunder über Wunder... kurz und bündig

Béres-Tropfen

Zurzeit bemüht sich eine in Zürich ansässige Vertriebsgesellschaft (Primartis AG, Béres-Vertrieb) zum wiederholten Male mittels obskurer Rundschreiben v. a. an Heilpraktiker um die Rekrutierung von Verteilern für den Verkauf der so genannten Béres-Tropfen. Hierbei handelt es sich um eine seit etwa 1980 bekannte Mischung aus undefinierten Vitaminen und Spurenelementen, denen eine krebshemmende und immunanregende Wirksamkeit nachgesagt wird. Die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker wie auch das damalige Bundesgesundheitsamt warnen seit 1980 davor, mit diesem Mittel unbegründete Hoffnungen zur Wirksamkeit in der Krebstherapie zu wecken.

Aus o. g. aktuellem Anlass möchten wir darauf hinweisen, dass es sich hier um kein Arzneimittel, sondern um ein importiertes Nahrungsergänzungsmittel handelt, dessen Inhaltsstoffzusammensetzung weder genau bekannt, geprüft, noch dokumentiert ist. Auch die diesen Tropfen unterstellten Wirkungen sind nicht belegt. Das Niveau dieses „Wundermittels" outet sich allein durch die Darstellung der Art und Weise seiner „Entdeckung" (Zitat):

Dr. Béres hat das Immunsystem virusbefallener Kartoffeln so lange untersucht, bis er herausgefunden hat, welche Wirkstoffkombination vorhanden sein muss, damit sich die Knolle gegen den Krankeitsbefall wehren kann. Dann legte er diese Entdeckung auf den Menschen um."

Unsere Empfehlung: Degradieren Sie Ihre Patienten nicht zur Kartoffel: Ignorieren Sie diese Werbekampagne!

 

 

Noni-Saft

Auf gleichem Niveau sind zyklisch wiederkehrende Werbeaussendungen deutscher Protagonisten des exotischen Fruchtsaftes „Noni" angesiedelt. Hier wird jedoch im Gegensatz zum meist einfachen Verkaufsangebot der Béres-Vertreiber versucht, über den Hinweis auf mögliche gute Umsätze durch Weiterverkauf von Noni-Saft zu "ködern".

Hauptvertreiber von Noni ist die US-amerikanische Firma Morinda Inc. (Utah), die nach Recherchen des VRZ-Verlages mit diesem Saft Monatsumsätze in Höhe von rund 23 Mio. US$ erzielt und sich seit einiger Zeit um Etablierung auf dem deutschen „Naturheilkundemarkt" bemüht.

Basis der im Themenrahmen Krebs behaupteten Wirkungen (Tumorhemmung, Immunstimulation) ist nach Angaben der Protagonisten ein ausschließlich der Nonipflanze enthaltenes spezifisches Enzymgemisch (Proxeronin, Proxeronase und Xeronin), welches von dem angeblich in den USA führenden Biochemiker R. M. Heinicke „entdeckt" worden sein soll. Hintergrundrecherchen ergaben, dass dieser Biochemiker lediglich einige Publikationen über das Ananas-Enzym Bromelain veröffentlicht hat; diese Veröffentlichungen reichen jedoch bereits in die 60er und 70er-Jahre zurück, seitdem sind keine Publikationen von ihm bekannt geworden. Eine angebliche Veröffentlichung über das Noni-Enzym Xeronin in der etablierten amerikanischen Fachzeitschrift Cancer Letters hat es tatsächlich nie gegeben. Zudem sind der postulierte Wirkstoff Xeronin wie auch die anderen genannten Enzyme Proxeronin und Proxeronase in der biochemischen Fachliteratur unbekannt.

Die angebliche weite Verbreitung des Noni-Saftes in der einheimischen Bevölkerung Polynesiens erscheint ebenfalls fragwürdig: Fachleute weisen darauf hin, dass die Nonipflanze in Polynesien auf Grund ihres seifig-fauligen Geschmacks lediglich während Hungersnöten konsumiert wurde.

Die Kosten für diese unwirksame „Therapie" liegen (folgt man den „Dosisempfehlungen" der Protagonisten) bei bis zu DM 1000,- für eine 90-Tage-Kur.

Quelle und weiterführende, gut recherchierte Hinweise im Internet:

www.vrzverlag.com/esoterik/lenoni.htm

Manfred D. Kuno (Berlin) für den Arbeitskreis AKODH